Länderinfo Réunion

Lage: Das französisches Übersee-Département „La Réunion“ ist Teil der Maskarenen - Inselgruppe (Réunion, Mauritius, Rodrigues) im westlichen Indischen Ozean. Die Insel liegt ca. 780 km östlich von Madagaskar und südlich des Äquators, nahe dem Wendekreis des Steinbocks. Mit einer Fläche von 2.512 km² hat die Insel ca. die Größe des Saarlands. Die Ausdehnung von Nordwest nach Südost beträgt ca. 70 km und von Nordost nach Südwest ca. 55 km.
Landschaft: La Réunion ist ein mächtiger, zerklüfteter „Felsblock“ im Maskarenen-Rücken. Auf Grund der geringen Größe sowie der hohen Berge (z.B. Piton des Neiges mit 3.069 m) ist der Anstieg von der Küste her steil und es steht nur ein schmaler Küstenstreifen für intensive Besiedlung (größter Teil der Inselbewohner) sowie Bewirtschaftung zur Verfügung. Die Landschaft ist gekennzeichnet durch zwei Vulkanmassive die durch eine dazwischen liegende Hochebene getrennt sind. Die Hochebene wird wiederum durch den Col de Bellevue in die Plaine des Cafres im Südwesten und die Plaine des Palmistes im Nordosten unterteilt. 
Der Piton des Neiges („Schneegipfel“) im Nordosten ist das geologisch ältere Massiv und nimmt 2/3 des Gesamtgebirges ein. Die Vulkane in diesem Bereich sind bereits erloschen und stark verwittert. Dieses Massiv ist gekennzeichnet durch drei tiefe Talkessel („Cirques“) mit extrem steilen Flanken, die durch Erosion und Einbruch der Felswände des Piton des Neiges entstanden sind: 
Der Cirque de Cilaos hat die stärkste „alpine“ Charakteristik. Der Name „Cilaos“ stammt von einem madegassischen Ausdruck für die „Gegend, die man nicht mehr verlassen kann“. Dieser fast kreisrund abgeschlossener Talkessel mit ca. 10 km Durchmesser war bis Mitte des letzten Jahrhunderts unzugänglich und eine beliebte Zuflucht für entlaufene Sklaven. Erst danach wurden Wege zur Erschließung der natronhaltigen Thermalquellen (gut gegen Rheuma) gebaut und der Hauptort Cilaos entstand. Bekannt ist Cilaos außerdem für seine traditionellen Stickereien, die man in einem eigenen Museum bewundern, aber auch als Souvenir für zuhause erwerben kann. 
Der ursprüngliche und „wilde“ Cirque de Mafate ist am schwierigsten zugänglich (nur zu Fuß oder per Helikopter) und dadurch auch am dünnsten besiedelt. Dieser Cirque ist von steilwandigen Berge umgeben, wird vom Rivière des Galets und dessen Zuflüssen in Längsrichtung tief durchschnitten und bildet ein bizarres Bild mit Schluchten, Gipfeln und Plateaus. Die Bevölkerung ist äußerst gastfreundlich, da noch immer jeder Besucher einen willkommenen Kontakt zur Außenwelt darstellt. 
Im „grünsten“ Cirque de Salazie fällt durch die Öffnung nach Osten viel Niederschlag und bietet mit seiner üppigen, natürlichen Tropenvegetation die Grundlage für eine intensive landwirtschaftliche Nutzung. Zahlreiche Wasserfälle bieten ein eindrucksvolles Bild (z.B. der Voile de la Mariée „Brautschleier“). Hell-Bourg ist ein beliebter Erholungsort - bis 1852 wurden dort Thermalquelle genutzt, die jedoch 1948 bei einem Bergrutsch verschüttet wurden. Der Ort selbst ist berühmt für seine hübschen kreolischen Häuser, blühenden Gärten und seinen Fischteich. Die Siedlungs- und Ortsnamen in diesem Talkessel haben oft madegassischen Ursprung durch entlaufene Sklaven, die hier eine sichere Zuflucht fanden. 
Der Piton de la Fournaise („Spitze der lodernden Flammen“) im Südosten umfaßt 1/3 des Gebirges von Réunion. Der Vulkan (2.631 m) ist bis heute aktiv und hat einen gleichmäßigen Kegel aus Lava mit einer Mondlandschaft des hufeisenförmigen, nach der Meerseite hin offenen Kraters.Bei einem großem Ausbruch im Jahre 1977 floß ein Lavastrom bei Ste.-Rose ins Meer. Wundersamerweise wurde die kleine Dorfkirche verschont in dem der Lavastrom an dieser Stelle an den Kirchenstufen endete. Seither wird die Kirche „Notre Dames des Laves“ genannt. Der jüngster Ausbruch erfolgt im Oktober 2006 und stellt eine interessantes Schauspiel für Touristen dar.
Geschichte 
1513 Jahr der Entdeckung durch den portugiesischer Seefahrer Pedro de Mascarenhas
1638 Inbesitznahme der Insel durch Salomon Goubert im Namen Frankreichs
1649 Die Insel erhält den Namen „Ile Bourbon“ zu Ehren des französischen Königshauses
1664 Verwaltung durch „Compagnie des Indes“ und damit Beginn der eigentlichen
        Kolonialisierung
1767 Auflösung der „Compagnie des Indes“ und Rückgabe an die französische Krone
1794 Infolge der französischen Revolution von 1789 entsteht die republikanische Insel 
       „Réunion“Kurzzeitig erhält die Insel dann den Namen „Ile Bonaparte“, anschließend
        nochmals „Ile Bourbon“.
1848 Die Insel wird nun endgültiger „La Réunion“ genannt. Am 20.12. findet die Sklaverei ihr
        offizielles Ende (heute ist dieses Datum ein Feiertag).
1946 La Réunion wird französisches Département
1972 La Réunion wird französische Region
Wirtschaft: Die Hauptanbau- und Exportprodukte sind Zucker, Rum, Essenzen aus Riechpflanzen und Vanille. Der Export beträgt ca. 10 - 15 % des Imports und das Bruttosozialprodukt besteht zu 70 % aus Dienstleistungen.Eine wirtschaftliche Unterstützung durch das Mutterland Frankreich ist erforderlich. Die Vanille ist die einzige Nutzpflanze unter den Orchideen und wurde 1819 auf Réunion eingeführt.In den ersten Jahren trug die Pflanze jedoch keine Früchte. Erst im Jahre 1841 entdeckte der schwarze Sklave Edmond Albius die künstliche Befruchtung. Gemäß einer Geschichte des Vanille-Experten Charles zerdrückte der Sklave aus Wut über seinen Herren die gesamte Orchideensammlung einschließlich der Vanille-Ranken, wodurch die Blüten befruchtet wurden und erste Schoten entstanden.Die Blüten sind nur jeweils wenige Stunden am Vormittag geöffnet und fallen dann ab falls keine Befruchtung erfolgt ist. Deshalb muß tägliche kontrolliert werden um den entscheidenden Augenblick nicht zu verpassen. Die Wachstumsphase dauert 6 Wochen nach der Bestäubung an, dann folgen 5 bis 7 Monate Reifezeit und anschließend ein komplizierter Aufbereitungs- und Trocknungsprozeß. Insgesamt dauert es ca. 1 Jahr bis aus grüner Vanille handelsfertige Vanille - mit weniger als ¼ des ursprünglichen Gewichtes - entsteht.Die hochwertige Bourbon-Vanille aus Réunion wird auf den Weltmärkten hoch gehandelt. 
Bevölkerung / Religion 
·       Einwohner La Réunion hat ca. 642.000 Einwohner, wovon ca. 120.000 in der Hauptstadt St. Denis leben. Die Bevölkerung setzt sich wie folgt zusammen: 45 % Kreolen, 30 % Europäer, 18 % Inder, 4 % Chinesen und 3 % Moslems. Mit Ausnahme der Moslems und Inder ist die überwiegende Religion römisch-katholisch. 
·       SpracheFranzösisch ist Amts- u. Hauptsprache, im täglichen Umgang wird jedoch kreolisch gesprochen. 
·       Rassenmischung Die in Europa geborenen Weißen werden respektlos „Zoreils“ (französisch „Oreilles“ heißt Ohren) genannt, da man sie man angeblich an den großen Ohren erkennt. Als „Zarabes“ werden die moslemische Inder bezeichnet, die zwischen 1880 und 1900 aus Gujarat - einem Gebiet das heute an der Grenze zu Pakistan liegt - kamen. Der Begriff leitet sich ab von Arabien und steht für den Islam als dortige Staatsreligion. „Tamoul“ oder „Malabar“ sind jeweils Hindus, die allerdings ein ganz unterschiedliches Erscheinungsbild und Tempel haben. Die Vorfahren kommen einerseits aus der Gegend von Madras und andererseits aus Kalkutta. Die „Petits Blancs des Hauts“ („Kleine Weiße von den Höhen“) haben ihre Herkunft in der Zeit der frühen Besiedlung im 17. Jahrhundert.Durch eine steigende Zahl weißer Siedler wurde das Land immer weniger Land und es entstand eine Klasse armer Weißer („Petits Blancs“). Diese Siedler zogen sich lieber in die Berggebiete („... des Hauts“) zurück, anstatt nach Ende der Sklaverei bei den Plantagenherren als neue „weiße Sklaven“ zu dienen. In den Bergen hatten sie ein mühsames aber unabhängiges Leben. Noch heute verdienen über tausend - vor allem im Cirque de Mafate - ihren Lebensunterhalt mit Gemüseanbau und Viehzucht. 
Sitten / Gebräuche / Feste: Die afrikanische Folklore dominiert auf Réunion und drückt sich in den Tänze der Sklaven aus.Die Séga lehnt sich an die mauritische Form an, hat jedoch einen eigenen Rhythmus und Instrumente; sie ist weniger mitreißend hat dafür aber einen melodiöseren und chansonartigen Gesang.Die Maloya spiegelt das Heimweh der Sklaven wider. Die Tänzer wiederholen im Chor die Melodie eines Vorsängers und klatschen dabei - Arme und Schultern hin- und herwiegend - in die Hände. Das Cavadé ist ein farbenprächtiges Fest der „Tamoul“ mit dem „Gang über das Feuer“ bzw. über glühende Holzkohle als Höhepunkt. Das chinesisches Neujahrsfest findet im Frühjahr statt und zeichnet sich durch gutes Essen und Trinken sowie durch Bälle aus. Der Ramadan ist der islamischer Fastenmonat. Zum „Lichterfest“ der Hindus - Divali - werden Tempel und Häuser mit Lichtern geschmückt, um Sieg der guten Geister über die bösen zu verkünden.